Las Vegas mit seinem Eiffelturm ist die Stadt, die alle Städte dieser Welt zugleich ist, zu allen Zeiten, sie ist das Werk, das alle anderen Werke zitiert und vereinnahmt und übersteigt, die einzige Stadt der Welt, die kein historisches Normalnull hat und deshalb sozusagen das in die Zukunft gedachte Normalnull aller anderen Städte ist, der in den Himmel geschossene dritte Fluchtpunkt unserer Welt. Selbst oder gerade die Plan- und Gartenstädte von Brasília bis Britz lassen sich auf eine originäre Idee, einen ideellen Grundstein zurückführen – die Idee von Las Vegas aber ist das Zitat.
Wenn die Stadt in tausend oder zehntausend Jahren ausgegraben wird, wenn die Welt eine Zaubertafel ist, die nach einigen dunklen Jahrhunderten neu beschrieben werden muss, wenn der Strip, die Kasinoschneise von Las Vegas, das Einzige ist, was von unserer Zivilisation übrig bleibt – was werden die Archäologen der Zukunft dann über uns erfahren? Alles, und gleichzeitig nichts. Las Vegas bildet unsere Welt ab, wie sie ist und nie gewesen ist, Las Vegas ist die Welt, in der wir leben, wenn wir nur denken, dass wir leben, sie deutet eine Welt, die flach und bedeutungslos geworden ist. Vor allem aber ist Las Vegas eine Stadt, die in der Nacht zu ihrem wahren Selbst findet: Night City.